Warum es GUT ist FEHLER zu machen

„Fehler sind lehrreiche Erfahrungen“

Vor vielen Jahren haben Menschen, die damals in meinem jetzigen Alter (51 J.) waren, mir diesen Spruch nahegelegt. Einer dieser Menschen war mein Vater. Er sagte mir: „Es ist nicht schlimm einen Fehler zu begehen, es ist schlimm nichts daraus zu lernen.“

Tatsächlich hat Thomas Edison sehr viele Versuche benötigt bis es mit der Glühbirne geklappt hat.

Was wäre, hätte er nach dem ersten Misserfolg aufgegeben? In unserer Gesellschaft werden wir dazu erzogen, keine Fehler zu machen. Doch was bedeutet dies für unseren Wissenszuwachs?

Es bedeutet, dass wir stets Dinge wiederholen bis zur Perfektion, die schon ein anderer für uns getestet hat. So entsteht keine Innovation, wir drehen uns im Kreise der Perfektion und sind gefangen in Normen und Strukturen, die uns vielleicht gar nicht gefallen.

Etwas Neues zu wagen oder einen Fehler zu begehen und dabei eine neue Entdeckung zu machen, bringt uns neue eigene Erfahrungen.(siehe Beispiel aus der Praxis)

Und warum ist es eine Kunst Fehler zu machen?

„Fehler sind gefährlich“ – Ein alter Glaubenssatz, der falsch ist

Durch die negative Bewertung von Fehlern, lernen wir früh, dass Fehler etwas Ungeliebtes, etwas Schlechtes sind. Wollen wir also beliebt und gut sein, so setzen wir alles daran, Fehler zu vermeiden.

Fehler sind gefährlich.

Fehler können nicht korrigiert werden – Fehler werden zu Gewohnheit.

„Was Hänschen nicht lernt – lernt Hans niemals mehr“ so ein Sprichwort.

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Streiche das schnell aus deinen Gedanken. Es ist einfach unwahr!

In der Kunst und im kreativen Bereich bringen Fehler manchmal den entscheidenden Erfolg.

Aus einem Fehler kann im Bild eine besondere Nuance entstehen. Ein Kleidungsstück kann durch den Fehler, die besondere Note erhalten.Ein neuer Look kann durch unkonventionelle Verarbeitungsmethoden (Methoden die wir als falsch ansehen, Beispiel: Nähte sichtbar nach aussen, unversäuberte Abschlüsss, wie an Sweatshirts) entstehen.

Fehler zeigen uns wie es nicht funktioniert und machen einen neuen Versuch nötig. Mit der Erfahrung können wir einen neuen Versuch wagen und eine neue Variante ausprobieren.

Wenn wir dies immer wieder tun, müssen wir keine Angst mehr haben, einen Fehler zu machen.

Wir schätzen ihn dann als eine lehrreiche Erfahrung und bauen darauf weiteres Erfahrungswissen auf.

Und dieses Wissen aus Erfahrung bleibt uns viel deutlicher in Erinnerung. Wenn wir sehr viele solcher Erfahrungen gemeistert haben, werden wir eine eigene Weisheit besitzen.

Wie Fehler im Schulalltag nützlich sein können

Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Zwei Jugendliche in meinem Nähprojekt, haben die Idee einen Sitzwürfel zu nähen. Sie fertigen den Schnitt, schneiden Quadrate zu und nähen sie zu einer Mantelfläche eines Würfels zusammen. Nun erstellen sie den Würfel. Bei der Wahl des Stoffes haben sie sich für einen älteren, grob gewebten Stoff entschieden. Sie entscheiden sich, kein inneres Kissen (Inlay) anzufertigen, und füllen den Sitzwürfel mit Dinkelspelz. Am Ende kracht der brüchige Stoff an vielen Stellen auf Fehler sind gut und die ganze Mühe war umsonst. Zwei Wochen lang suchen die Jugendlichen nun nach neuen Ideen und wirken unschlüssig und lustlos. Schließlich bekommen Fehler sind gutwir alte Jeanshosen geschenkt und das neue Material inspiriert die Jugendlichen, es eine weiteres Mal mit einem Sitzwürfel zu versuchen. Sie wählen eine kleinere Größe der Quadrate, da sie aus den Jeanshosen nicht so große Stücke herausschneiden können. Dieses Mal entscheiden sie sich, ein inneres Kissen anzufertigen. Sie kommen ausserdem auf die Idee, die Hosentaschen der Jeans so auf die Quadrate zu nähen, dass man das Mobilphone dort aufbewahren kann. Die Sitzwürfel gelingen nun und finden im Jugendzimmer zuhause ihren Platz.

Diese beiden Jugendlichen hatten einen Idee, den Mut und die Kraft, ihrer Idee in die Tat umzusetzen und haben sich auch von einem Misserfolg nicht abbringen lassen.

Während des ganzen Prozesses habe ich als Lernbegleiter deutlich gemacht: Ich bin da, wenn ihr mich braucht. Es war nicht leicht für mich, die Schaffenspause zwischen den Versuchen auszuhalten.

Durch meine Prägung bin auch ich immer wieder versucht, mich einzumischen, Vorschläge zu machen und ab und an auch Bewertungen abzugeben.

Es lohnt sich dies nicht zu tun! Beobachten, im Hintergrund bleiben – da sein, wenn ich gebraucht werde!  Das macht die Jugendlichen stark und schafft die Voraussetzung, eigene Erfahrungen machen zu können.

Artikel von Spiegel Online zu diesem Thema

Dorothea Claßen

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