Unsere Schüler sind nicht das Problem

Meine Schüler als gleichwürdige Menschen zu „sehen“,…

… heißt nicht, mich ihren Wünschen und Eigenarten zu unterwerfen. Gleichwürdigkeit heißt, anzuerkennen, dass Menschen unterschiedlich sind und von gleichem Wert. Tom weint. Er ist traurig.Schüler entspannt Vielleicht finde ich heraus, warum er traurig ist. Vielleicht aber auch nicht. Der entscheidende Punkt ist: Ich erkenne an, dass Tom so ist, wie er gerade ist. Es ist weder gut noch schlecht, wenn Tom traurig ist. Es ist menschlich. Toms Verhaltensweisen bzw. Strategien zur Befriedigung ungestillter Bedürfnisse mögen herausfordernd und inakzeptabel sein. An seinen Gefühlen und Bedürfnissen jedoch gibt es nichts in Frage zu stellen. Wir stärken das Selbstwertgefühl unserer Schüler nicht, indem wir Sicht- und Hörbares kritisieren und zum Anlass nehmen, ständig neue Präventionsmaßnahmen in den Schulalltag zu installieren. Insbesondere dann nicht, wenn entsprechende Unternehmungen eigentlich nur unserem Lehrerimage dienen und unterschwellig die Botschaft aussenden: „Liebe Schüler, das Problem mit euch ist…“ –

Wie ginge es uns Lehrern damit,…

… wenn wir permanent in Projekte gesteckt würden, in denen wir die immer wiederkehrende einmalige Chance bekämen, mit wohlgemerkt tollen Leuten an unseren Problemen herumzumachen? Mal unter uns: Wir bekommen doch schon Schnappatmung, wenn 1 x im Jahr der Schulleiter im Klassenraum sitzt, um zu hospitieren. Und spätestens dann, wenn der Schulleiter jeden Montag in den Unterricht käme, würden wir denken, dass wir offensichtlich wirklich, wirklich ein Problem haben.

Um es klar zu sagen:

Ich habe phantastische Sozial- und Erlebnispädagogen kennengelernt, die mit Schülern großartige Projekte durchgeführt haben. Ich mag Abwechslung. Nur halte ich nicht viel davon, präventiv oder im Nachgang zu schwierigen Entwicklungen loszuschlagen, um die Probleme der Schüler in den Griff zu bekommen. Warum nicht? Weil unsere Schüler nicht das Problem sind. Sie weisen allerdings auf Probleme hin, die bitte nur kontextbezogen angeschaut werden dürfen. Wer Mobbing-Probleme lösen will, indem er Schüler operiert, hat nicht im Blick, dass Mobbing in erster Linie ein Führungsproblem ist. Wir, die Erwachsenen müssen Verantwortung übernehmen. Für uns, unser Verhalten, unsere Strategien zu Befriedigung ungestillter Bedürfnisse, unsere Gefühle, die Qualität der Beziehungen und für ein System, das wir und nicht unsere Schüler zu verantworten haben.

Wir stärken das Selbstwertgefühl unserer Schüler,…

… indem wir mit ihnen in den gleichwürdigen Dialog gehen. Ich muss dazu sagen, dass der Dialog kein nettes, verbales Herumschweben auf Wolke 7 ist. Um als Lehrer mit jungen Menschen in den Dialog zu gehen, muss ich an meiner Beziehungskompetenz arbeiten.

Und Beziehungskompetenz darf nicht missverstanden werden als Methode, mittels derer Menschen nach bestimmten Vorstellungen geformt und genormt werden können. Beziehungskompetenz heißt, andere Menschen nach ihren Prämissen zu sehen, im Kontakt „echt“ zu sein und die Verantwortung für die Prozesse zu übernehmen. Wohlgemerkt: Als Führungskraft mit persönlicher Autorität…

Andreas Reinke – INSPIRATION FÜR ELTERN UND PÄDAGOGEN

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